Lage im Ostkongo spitzt sich zu – verzweifelte Menschen fliehen nach Uganda


„Die Zahl der Flüchtlinge, die hier ankommen, wird Tag für Tag größer“, sagt Christina Zetlmeisl vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Fast 13.500 Menschen aus der Kriegsregion sind seit Jahresbeginn in Kampala eingetroffen. „Wir versuchen, die Ankömmlinge mit dem Überlebensnotwendigen zu versorgen: einen Platz zum Schlafen, eine Mahlzeit pro Tag, Medikamente. Hinzu kommt: Viele, die hier ankommen, mussten innerhalb ihres Heimatlandes schon mehrfach fliehen.“
Von dem jüngsten Dekret des US-Präsidenten Donald Trump, Unterstützungsgelder einzufrieren, ist auch der Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Kampala betroffen. „Die Auswirkungen sind horrend und ganz konkret: Zwei Flüchtlinge haben uns gesagt: Wenn ihr die Arbeit einstellt, bringen wir uns um.“
An der Seite der Geflüchteten
„Die Kriege im Kongo und im Sudan sind entsetzlich. Wir stehen an der Seite der Menschen, die aus diesen unerträglichen Situationen fliehen und Zuflucht in den Nachbarländern suchen. Wir dürfen sie nicht im Stich lassen!“; betont missio-Präsident Monsignore Huber.
Uganda ist eines der führenden Aufnahmeländer für Geflüchtete in Afrika und beherbergt derzeit über 1,6 Millionen Vertriebene, vor allem aus dem Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo, Burundi und Somalia. Die offene Flüchtlingspolitik des Landes ermöglicht es den Neuankömmlingen, sich frei zu bewegen und zu arbeiten, dennoch stehen sie vor großen Herausforderungen wie Armut, Arbeitslosigkeit und begrenztem Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen.
In Kampala, wo derzeit laut UNHCR fast 160.000 Flüchtlinge und Asylsuchende registriert sind, ist die humanitäre Lage besonders prekär. Aufgrund steigender Lebenshaltungskosten, Inflation und fehlender Einkommensmöglichkeiten sind viele Flüchtlinge auf Unterstützung angewiesen. Die wachsende Not wird durch Kürzungen internationaler Hilfsgelder weiter verschärft.
Geopolitische Interessen und ethnische Spannungen
Zusätzlich hat sich die Situation durch die Eskalation des Konflikts im Ostkongo weiter zugespitzt. Der anhaltende Konflikt in der DR Kongo ist äußerst komplex – er wird von geopolitischen Interessen, dem Zugang zu wertvollen Bodenschätzen, ethnischen Spannungen und der Beteiligung mehrerer Nachbarländer bestimmt. Besonders die Rebellengruppe M23, die mutmaßlich von Ruanda unterstützt wird, spielt eine zentrale Rolle. Die Einnahme der Millionenstadt Goma durch die M23 hat die kongolesische Armee in Bedrängnis gebracht und zu einer massiven Vertreibung der eigenen Bevölkerung geführt. Gleichzeitig sind Truppen aus Uganda, Burundi und anderen Ländern in den Konflikt involviert, was das Risiko einer regionalen Krise erhöht. Neben M23 operieren im Ostkongo etwa 100 weitere bewaffnete Gruppen, darunter die islamistische ADF, die mit dem sogenannten Islamischen Staat in Verbindung steht.
Die anhaltende Destabilisierung im Ostkongo führt verstärkt zu einer anhaltenden Flüchtlingsbewegung nach Uganda, insbesondere nach Kampala. Seit Beginn 2025 sind fast 13.500 neue Flüchtlinge in Uganda registriert worden, viele von ihnen mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen, Traumata und ohne gesicherte Lebensgrundlage. Die Notlage dieser Menschen erfordert dringend zusätzliche humanitäre Unterstützung, insbesondere im Bereich Grundversorgung, medizinische Hilfe und Unterbringung. In den nächsten drei Monaten wird damit gerechnet, dass bis zu 258.000 Menschen aus dem Kongo in Richtung Uganda, Burundi, Ruanda, Tansania und Sambia fliehen werden.