"Das soziale Gefüge ist zerstört – wir wollen es wieder aufbauen."
So sehr der Senegal zu den Hoffnungsträgern zählt im Blick auf Demokratie, Entwicklung und Zusammenhalt der Gesellschaft – mit der Region Casamance gibt es ein langjähriges Krisengebiet, das in großen Schwierigkeiten steckt. "Das soziale Gefüge bei uns ist fast völlig zerstört", sagt Abbé Fulgence Coly. Er betreut eine Pfarrei nahe der Stadt Ziguinchor und ist Direktor der Caritas seiner Diözese. Woher kommen die Probleme? Die Menschen in der Casamance fühlen sich seit langem von der Zentralregierung in Dakar benachteiligt. Seit Anfang der 1980er-Jahre kämpft eine bewaffnete Rebellenbewegung für die Unabhängigkeit.
Der bewaffnete Kampf zwischen Regierung und Rebellen hat die einfachen Menschen in große Gefahr gebracht. "Ihr einziger Ausweg war oft die Flucht", sagt Abbé Fulgence Coly. Manche flohen bis nach Dakar oder sogar nach Europa. Die meisten gingen in Nachbarländer wie Gambia und Guinea-Bissau. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt, der Frieden scheint stabil. Die Menschen wagen die Rückkehr. Doch viele Dörfer sind seit Jahren verwaist, die Häuser verfallen, die Brunnen ausgetrocknet, die Felder zugewachsen.
"Die Rückkehrer müssen bei Null anfangen", sagt Fulgence Coly. Die Kirche hilft ihnen beim Wiederaufbau von Wohnhäusern, Brunnen und Toiletten. Und die Kirche hat eine wichtige Vermittlerrolle bei Konflikten – zum Beispiel, wenn Rückkehrer ihre Felder beanspruchen, auf denen sich inzwischen andere Familien angesiedelt haben. Für Abbé Fulgence Coly gilt hier vor allem ein Grundgedanke: Solidarität. Über die Aktion PRIM betreut er Projekte zugunsten seiner Priesterkollegen in der Diözese. Gleichzeitig kommen viele senegalesische Priester nach Europa und unterstützen die Kirche hierzulande.