Es wird ein schönes Wiedersehen: Bereits vor zehn Jahren war Abouna Pious Farag in Deutschland zu Gast – damals allerdings als Teil eines Chores von Priesteranwärtern. Seitdem ist viel passiert – für ihn persönlich, wie auch für sein Heimatland Ägypten. Pious Farag ist jetzt der Sekretär des Bischofs von Gizeh, Thomas Adly Zaky. Und er leitet das Entwicklungsbüro der koptisch-katholischen Diözese. Das heißt, er koordiniert die Sozialprojekte der Kirche. Sein Arbeitsgebiet erstreckt sich auf drei große Provinzen: Gizeh, nahe Kairo, Fayoum und Beni-Suef.
Die Herausforderungen sind überall anders, und überall gewaltig. In den ländlichen Gebieten geht es vor allem darum, Frauen und Kindern aus der Armut zu helfen. Durch Schulbildung, Alphabetisierung, berufliche Ausbildung. Ein Schwerpunkt liegt auch auf der Hilfe für Kinder mit Behinderung – ein Kind mit Handicap gilt in vielen traditionellen Vorstellungen als Strafe oder Fluch. Egal, ob Christen oder Muslime – "wir dienen allen Menschen, ohne Unterschied", betont Pious Farag. Das ist für ihn gar keine Frage, denn: "Alle Menschen stehen ja vor den selben Problemen. Wir müssen das Leben für alle verbessern, nicht nur für die Christen. Das ist unsere Pflicht als Kirche."
Die Lage für die Christen habe sich deutlich zum Positiven verändert, sagt Pious Farag. Vorbei sind die Zeiten, in denen Christen angegriffen und kirchliche Einrichtungen durch Islamisten zerstört wurden. Diese Erfahrung der vergangenen Jahre hat ihn stärker gemacht. Über eine katholische Schule, die vor zehn Jahren von Islamisten der Muslimbruderschaft niedergebrannt wurde, sagt er: "Ihr könnt sie zerstören. Aber wir bauen alles wieder auf. Das ist unsere Mission!"