„Wir müssen weiter im Austausch bleiben, um sicherzustellen, dass die Errungenschaften des Friedensprozesses Bestand haben“, sagt Kardinal Orlando Quevedo. Der emeritierte Erzbischof von Cotabato setzt sich seit Jahrzehnten für Frieden und interreligiösen Dialog auf Mindanao ein. Die zweitgrößte Insel der Philippinen hat eine lange Geschichte von gewaltsamen Konflikten zwischen muslimischen Rebellen und Regierungstruppen des mehrheitlich katholischen Landes hinter sich.
Seit 2019 verfügen die "Moro", wie die philippinischen Muslime genannt werden, mit der Bangsamoro Autonomous Region in Muslim Mindanao (BARMM) über eine selbstverwaltete Region. „Dieses Zugeständnis war ein wichtiger Schritt in Richtung Frieden“, sagt Quevedo, der die Gründung der BARMM stets unterstützt hat. Um die Hintergründe des Konflikts zu verstehen, verweist der 86-Jährige auf die Geschichte: Der Islam war bereits seit rund 200 Jahren auf Mindanao verbreitet, als das Christentum mit der spanischen Kolonialmacht im 16. Jahrhundert auf die Philippinen kam.
Mindanao war das einzige Gebiet, das sich lange Zeit erfolgreich gegen den Einzug der neuen Religion wehrte. Heute leben auch dort mehrheitlich Christen – eine Entwicklung, die durch die Politik der 1960er Jahre gefördert wurde. Damals wurden gezielt Christen aus dem Norden des Landes in das südliche Mindanao umgesiedelt. Landflächen, die seit Jahrhunderten von Indigenen und Moro genutzt wurden, wurden den Neuankömmlingen zugesprochen. Der Streit um Landtitel dauert bis heute an. „Heute sind die Christen die Mehrheit auf Mindanao, wir tragen daher eine besondere Verantwortung gegenüber der muslimischen und indigenen Minderheit“, sagt Kardinal Quevedo. „Wir müssen Vorurteile abbauen und ein friedliches Miteinander fördern.“ Quevedo wurde 1964 zum Priester geweiht, 1980 zum Bischof ernannt und 2014 zum Kardinal berufen. Seit vergangenem Jahr ist er als ständiger Berater für die „Mindanao religious leaders conference“ tätig.
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