"Wir alle sind Akteure des Dialogs. Wir alle sind Handwerker des Friedens."
Im März diesen Jahres gingen die jungen Leute in der senegalesischen Hauptstadt Dakar auf die Straße und machten ihrer Wut Luft: Darüber, dass die Jugend des westafrikanischen Landes zwar zur Schule gehen und studieren kann, aber einfach keine Jobs findet. "Dass die jungen Menschen auf die Straße gehen, verstehe ich", sagt Marie Noëlle Mendy. "Der Staat kümmert sich zu wenig um uns, das macht viele zu Recht wütend. Aber die Gewalt lehne ich ab!" Mehrere Tote und viele Verletzte gab es nach den Ausschreitungen vom März zu verzeichnen.
Für die 25-Jährige, die gerade ihren Masterabschluss in den Fächern Finanz- und Rechnungswesen gemacht hat, ist das untragbar. "Das hat uns erschüttert. Wir haben uns am Sonntag danach zum Gebet für unser Land zusammengefunden." Soweit man das im vergangenen Frühjahr eben durfte. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren auch im Senegal zu spüren. Für Marie Noëlle Mendy, die sich in der kirchlichen Arbeit engagiert, hieß das: Erst einmal stand alles still. "Davor hatten wir jungen Leute uns zum Pizzaessen getroffen und über Fragen unseres Glaubens gesprochen. Das fiel auch bei uns komplett weg."
Für Marie Noëlle Mendy ist der Glaube ein zentraler Faktor im eigenen Leben. "Für mich ist er die Grundlage für alles", sagt sie. Die junge Frau ist in der so genannten charismatischen Erneuerung verankert. Dass an den Zusammenkünften, die sie in ihrer Gemeinde organisiert, auch junge Musliminnen und Muslime teilnehmen, ist dabei für sie selbstverständlich: "Wir organisieren keine eigenen Treffen für den Dialog zwischen Christen und Muslimen", sagt sie. "Wir sind im Senegal, dem Land des Teranga, der Gastfreundschaft: Wir trennen nicht zwischen Christen und Muslimen. Wir teilen alles. Wir alle sind Akteure des Dialogs. Wir alle sind Handwerker des Friedens."