Die missio-Kapelle im Münchner Haus der Weltkirche ist ein theologisches und kunsthistorisches Unikat, von Künstlern des Ku-Ngoni-Art-Craft-Centers aus dem Volk der Achewa im südostafrikanischen Malawi entworfen und geschnitzt. Traditionelle religiöse Symbole und christliche Inhalte verschmelzen in der Kapelle miteinander.
Der Versammlungsraum der Gemeinde ist als Heiliger Wald der Achewa gestaltet. Dieser Heilige Wald ist Ort des Lebens für Pflanzen, Tier und Mensch. Dieses die ganze Schöpfung umfassende Weltbild geben die Schnitzereien im Kirchenraum wieder. Umrahmt von den Bäumen – dem Zyklus des Lebens – prägen der als Opferhütte gestaltete Altar, der Altarleuchter, der Christusbaum sowie Ahnenbäume den Raum.
Heiliger Wald und Brot des Lebens
In der Tradition der Achewa haben nur die Männer Zutritt zum Heiligen Wald, denn Busch und Urwald sind traditionell Arbeitsplatz des Mannes. Im heiligen Wald – unberührte Wildnis – darf nichts verändert werden. Dem gegenüber stehen das bewohnte Kulturland, Felder und Dorf, der Arbeitsbereich der Frauen, die für die Feldarbeit, Feuerholz, Wasser und die Ernte zuständig sind.
Die Frauen sind für das Leben verantwortlich, sie sorgen für das Brot des Lebens. Dies findet in der Sakramentskapelle Ausdruck, die als Raum der Frau gestaltet ist. Der männliche Wald, der Versammlungsraum der Gemeinde, wäre ohne die mit weiblichen Attributen ausgestattete Sakramentskapelle ohne Leben und Sinn.
Die missio-Hauskapelle wurde 1988 zum 150-jährigen Bestehen des Internationalen Katholischen Missionswerks in München eingerichtet.