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Erzbischof Heße: Klimawandel wird zu stärkerem Treiber für Migration


12. August 2024
Das schwere Hochwasser in Kenia hat nach Ansicht von Erzbischof Stefan Heße den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Fluchtursachen weiter verdeutlicht.
© Maximilian von Lachner/Deutsche Bischofskonferenz
Erzbischof Philip Anyolo und Erzbischof Dr. Stefan Heße in Githurai im Großraum Nairobi

Das schwere Hochwasser in Kenia hat nach Ansicht von Erzbischof Stefan Heße den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Fluchtursachen weiter verdeutlicht. „Wir haben es mit zwei klimainduzierten Phänomenen in Ostafrika zu tun: einerseits diese sich häufenden Überschwemmungen und andererseits aber auch lange Zeiten großer Dürre. Teils hat es seit Jahren nicht mehr geregnet, dann wiederum kommt die Flut.“ Der Erzbischof von Hamburg spricht im Interview mit dem „missio magazin“ über seine Reise nach Kenia, die er in seiner Funktion als Sonderbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Flucht und Migration unternahm. „Wir wissen, dass weltweit die Zahl der Geflüchteten stetig zunimmt. Das Thema Flucht, Vertreibung, Migration wird ein ganz zentraler Marker unserer Gegenwart bleiben. Und wir müssen damit rechnen, dass auch Klimaveränderungen zu einem stärkeren Treiber für Migration werden.“

Katholische Hilfswerke "unverzichtbar"

Vor Ort besuchte Erzbischof Heße mehrere Hilfsprojekte kirchlicher Einrichtungen wie der Caritas Nairobi und dem Flüchtlingsdienst der Jesuiten, die von missio München und anderen Hilfswerken aus Deutschland mitfinanziert werden. Für die Arbeit der katholischen Kirche vor Ort und deren Unterstützung aus Deutschland findet Heße lobende Worte: „Es ist unverzichtbar, dass unsere Hilfswerke dort präsent sind. Ich nehme aus Kenia und ganz Ostafrika einen großen Dank der Menschen mit, dass die Kirche in Deutschland sie nicht aus dem Blick verliert, sondern tatkräftig unterstützt.“

Die Kirche in Kenia sei für Menschen in Not „wirklich oft Heimat und ein Ort der Stabilisierung. Es ist bewegend, was alles von kirchlicher Seite getan wird.“ Als Beispiele nannte der Erzbischof Schulen für Flüchtlingskinder im Lager Kakuma sowie einen Ort namens „Safe Haven“, in dem Frauen und Kinder einen „sicheren Hafen“ finden, nachdem sie Gewalt und Missbrauch erfahren haben.

Fluchtursachen in Herkunftsländern bekämpfen

Mit Blick auf den Umgang der EU mit Flucht und Migration betont Heße, Europa sei „gut beraten, die Augen nicht vor den Problemen zu verschließen, sondern gemeinsam Lösungen zu finden. Dafür brauchen wir zum Beispiel faire Abkommen zwischen Europa und Afrika oder konkret zwischen Deutschland und Kenia.“  Das immer wieder diskutierte Vorhaben Großbritanniens, abgelehnte Asylbewerber nach Ruanda abzuschieben, kritisiert Heße: „Da bin ich skeptisch. Wenn man Staaten wie Ruanda als sicheren Drittstaat definieren möchte, begibt man sich auf einen Holzweg, der uns nicht weiterbringen wird.“ Durch seine Gespräche mit geflüchteten Menschen aus Ruanda wisse er, dass es in Ruanda politische Verfolgung und prekäre Lebensumstände gebe. Zielführender sei es, die Fluchtursachen in den Herkunftsländern zu bekämpfen: „Wir müssen versuchen, einen Beitrag für den Frieden zu leisten, und alles tun, damit Menschen sicher leben können und im besten Fall gar nicht erst gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen.“

"Jeder Mensch in Not verdient Hilfe"

Erzbischof Heße warnt davor, mit der Not anderer Menschen Stimmung zu machen, wie es teilweise in den Sozialen Medien geschieht. Auf den Vorwurf, auch in Deutschland gebe es Notlagen, die angeblich zugunsten von afrikanischen Ländern vernachlässigt würden, sagte er: „Man darf nie eine Not gegen eine andere Not ausspielen. Wir müssen versuchen, Hilfe da zu geben, wo wir können. Und wichtig ist, dass wir hier bei uns die anderen Teile der Welt nicht aus dem Blick verlieren, besonders die Regionen, in denen Krieg und Terror herrschen, in denen die Krisenphänomene noch viel stärker sind und der Lebensstandard ein ganz anderer ist, als bei uns. Jeder Mensch in Not verdient Hilfe und Unterstützung.“

Dr. Stefan Heße ist seit 2015 Erzbischof von Hamburg und Sonderbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen. Er war in dieser Funktion in Marokko und Äthiopien, in der Ukraine sowie auf der griechischen Insel Lesbos. In Kenia besuchte er von missio München unterstützte Projekte der Caritas Nairobi, die sich um Flüchtlinge in der Hauptstadt Nairobi und um Betroffene der schweren Flut vom Frühjahr kümmert.

Das komplette Interview mit Erzbischof Stefan Heße finden Sie im aktuellen missio magazin 5/2024 oder hier auf unserer Homepage.

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