missio-Partner aus Pakistan berichten
„Millionen Menschen haben ihr Obdach verloren, viele Dörfer und ländliche Siedlungen sind völlig verschwunden“, berichtet missio-Partner Bruder Zafar Daud, FSC aus Kushpur, Leiter eines Fortbildungszentrums für Katechisten im Distrikt Faisalabad. „Die Menschen haben nicht nur ihren Besitz, sondern auch ihr Vieh verloren. Viele Familien sind regelrecht davongeschwemmt worden. Menschen sind gezwungen, auf der Straße zu leben, ohne Zelte, Nahrung oder Lebensunterhalt.“ Besonders schwer treffe es Kinder. Sie erhielten nur zu essen, wenn es ihnen jemand bringe. „Es versuchen so viele Menschen, ihnen zu helfen, aber die Katastrophe ist unfassbar.“
Studenten mussten fliehen - sind aber sicher
Bruder Zafar Daud hat noch Glück: In Kushpur gab es zwar schwere Regenfälle, aber sie verliefen glimpflich. Studenten aus Hayderabad in der Provinz Sindh mussten mit ihren Familien vor den Fluten fliehen. Immerhin seien sie am Leben, sagt der Geistliche.
Von den Wassermassen besonders schlimm betroffen sind neben Sindh die Provinzen Belutschistan und Khyber Pakhtunkhwa. Bruder Zafar sammelt mit anderen Menschen in Kushpur Lebensmittel und notwendige Materialien, um sie in die überfluteten Gebiete zu schicken. Wenngleich die Regenfälle aufgehört haben, bleibt die Gefahr groß, denn die Angst vor Krankheiten wächst: „Es wird erwartet, dass viele Menschen aufgrund des stehenden Wassers erkranken werden.“
Nothilfe für Flutopfer
Das kann Mervyn F. Lobo, Leiter des Marie Adelaide Leprosy Centre (MALC) in Saddar im Großraum von Karachi, nur bestätigen. Er besuchte ein medizinisches Camp, das seine Organisation zusammen mit der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe in dem völlig überfluteten Dorf Tando Jan Mohammad in Sindh für die Bewohner errichtet hat. „Die Familien mussten auf höher gelegene Flächen umziehen. Die Frauen und ihre Kinder leiden an durch das Wasser verursachten Krankheiten und sind eindeutig unterernährt“, schildert er die Lage. Das Elend sei besonders groß, da viele Dorfbewohner – Kinder wie Erwachsene – an Behinderungen litten.
Flut trifft die Ärmsten
In dem Camp werden die Menschen mit Medikamenten, Wasser und Fruchtsaft versorgt, die Kinder erhalten außerdem Kekse. Betroffen machte Lobo allerdings nicht nur die Hochwasserkatastrophe, sondern die allgemeine Armut der Menschen dort sowie ihr schlechter Gesundheitszustand. So sei ein alter Mann von der Familie in einer zerfetzten Hütte zurückgelassen worden, was kein Einzelfall gewesen und schlicht auf Hilflosigkeit der Menschen zurückzuführen sei.
Die Organisation MALC, die von der Deutschen Ruth Pfau mitaufgebaut wurde und Leprazentren im ganzen Land führt, leistet nicht nur in Tando Jan Mohammad Nothilfe. „Wir erhalten verzweifelte Anrufe von unseren Leprazentren in den betroffenen Gebieten“, sagt Mervyn F. Lobo. Derzeit gibt es bereits in sechs weiteren vom Hochwasser zerstörten Orten Camps: in Thatta, Larkana, Kandhkot, Musakhel, Nasirabad und Lasbela.
missio München unterstützt in aktuellen Projekten sowohl das Ausbildungszentrum von Bruder Zafar Daud FSC als auch das Marie Adelaide Leprosy Centre zur Behandlung und Bekämpfung von Lepra sowie Reintegration der Betroffenen in die Gesellschaft.
Fotos: MALC