Hoffnung auf Rückkehr zu Meinungsfreiheit in Tansania
Magufuli war für seinen autoritären Regierungsstil teils stark kritisiert worden. In der breiten Bevölkerung habe er aber trotz allem starken Rückhalt gehabt: "Zehntausende sind zusammengekommen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und Millionen haben die Trauerfeierlichkeiten vor dem Fernseher verfolgt. Vor allem die einfachen Leute haben das Gefühl, ihren Helden verloren zu haben", berichtet Bischof Mfumbusa. Anerkennung hatte sich Magufuli dafür erworben, dass er gegen die Ausbeutung der Rohstoffe des Landes zugunsten einiger Weniger vorging. Er bekämpfte die Korruption und investierte zielstrebig in den Ausbau der Infrastruktur Tansanias.
Kritik unerwünscht
"Seine negative Seite war, dass niemand ihm öffentlich widersprechen konnte und dass er von seinen eigenen Ansichten so überzeugt war, dass er keinerlei Kritik zulassen konnte", betont ein missio-Projektpartner, der nicht namentlich genannt werden möchte. "Unsere Hoffnung auf Wandel ist, dass wir demokratische Grundprinzipien wie Meinungsfreiheit und ein funktionierendes Mehrparteiensystem wiedergewinnen", sagt er.
Auf Wandel unter der neuen Präsidentin hofft auch Bischof Mfumbusa: "Anders als ihr Vorgänger muss sie die Existenz von Covid-19 akzeptieren und entsprechende Protokolle und Regelungen einführen", betont der Bischof. „Außerdem brauchen politische Gegenstimmen mehr Raum. Unser Parlament besteht mittlerweile aus einer einzigen Partei: 95 Prozent der Abgeordneten kommen aus der Regierungspartei. Das ist inakzeptabel für ein demokratisches Land wie Tansania“, sagt er.
Für fortschrittliche Politik und soziale Programme
Dass mit Samia Suluhu Hassan nun eine Muslima die Geschicke des Landes lenkt, heißen die kirchlichen missio-Partnerinnen und -Partner willkommen: "Das friedliche Miteinander von Christen und Muslimen ist in Tansania tief verwurzelt", betont Bischof Mfumbusa. "Diese Tradition wird sie weiterführen, davon bin ich überzeugt", sagt er. Dass die neue Präsidentin für eine fortschrittliche Politik und soziale Programme stehe, betont auch Elvis Miti.
"Die meisten Tansanier gehen davon aus, dass die neue Präsidentin die Politik ihres Vorgängers fortführt, da sie ja eng mit ihm zusammengearbeitet hat", sagt Schwester Pudentiana Kirungo, frühere Generaloberin der St. Therese-Schwestern in Bukoba. "Um das zu beurteilen, ist es aber noch zu früh. Das wird die Zeit zeigen." Eine Neuerung ist indessen von mindestens der Hälfte der Bevölkerung positiv aufgenommen worden: Mit Magufulis Nachfolgerin bekleidet erstmals eine Frau das Präsidentenamt in Tansania. "Darauf sind die Frauen hier sehr stolz", betont Elvis Miti.