Nach Deutschlandbesuch: Anschlag auf Bischof im Sudan
Der Bischof von El Obeid in der Region Darfur war auf dem Rückweg von einer Reise nach Europa, als er bei seiner Ankunft zunächst von Soldaten der Armee angehalten wurde. Sie nahmen ihm ausländisches Geld ab und bedrohten ihn. Wenig später geriet er in die Hände von Rebellen der „Rapid Support Force“ (RSF). Er wurde zusammengeschlagen und erlitt schwere Verletzungen, bis die Angreifer von ihm abließen. In einer kurzen Nachricht schreibt der Bischof: „Mein Gesundheitszustand ist stabil. Ich fühle mich auf dem Weg der Besserung.“
An der Seite der Menschen
missio-Präsident Monsignore Huber mahnt: „An dem Angriff sieht man, wie groß die Gefahr für Leib und Leben inzwischen im Sudan geworden ist. Nichts und niemand ist mehr vor der Willkür der Kriegsparteien sicher. Dabei scheinen sich beide Seiten an Grausamkeit überbieten zu wollen.“ Tombe Trille Yunan ist seit 2017 katholischer Bischof von El Obeid in der Region Darfur. „Ich bewundere den Mut von Bischof Tombe Trille, dass er nach seiner Reise nach Europa wieder in seine Heimat Darfur im Sudan zurückgekehrt ist, um dort den Menschen zur Seite zu stehen. Ich schließe mich den Forderungen der katholischen Bischöfe im Sudan und Südsudan an, dass der Krieg ein Ende haben muss, um humanitäre Hilfe zu den Menschen bringen zu können“, betont der missio-Präsident.
Im November hielt sich der Bischof in Deutschland auf, um dort um Unterstützung zu werben. Dabei gab er dem „missio magazin“ ein Interview zur Lage im Sudan. Im Interview, das vor dem Anschlag stattfand, bat Bischof Tombe Trille eindringlich um mehr Unterstützung: „Als Kirche fordern wir die Mächtigen in der Welt auf, dass sie ihren diplomatischen Einfluss nutzen und die Kriegsparteien zu Verhandlungen bewegen. Es muss doch wenigstens einen Korridor geben für Hilfslieferungen für die vielen Menschen, die am Hunger sterben oder von Krankheiten bedroht sind.“
Katastrophale humanitäre Lage
Die humanitäre Lage sei katastrophal. „Jetzt gerade ist wieder Cholera ausgebrochen. Es muss medizinische Hilfe gebracht werden für die Menschen vor Ort, die so sehr leiden. Ich denke mir, man könnte doch vielleicht auf die Nachbarländer des Sudan einwirken, die zum Teil mit den Kriegsparteien befreundet sind, und vielleicht gemeinsam eine neue diplomatische Initiative starten.“
Von den bisherigen Bemühungen um einen Waffenstillstand oder gar einen Friedensschluss zeigt sich Bischof Tombe enttäuscht. „Die bewaffneten Gruppen sagen nein zu jeder Form des Dialogs. Sie sind bereit, bis zum bitteren Ende zu kämpfen. Entweder, sie siegen, oder sie werden besiegt. Das ist momentan ihr Standpunkt.“ Auch wenn er selbst nun als Kirchenvertreter angegriffen wurde, bleibt seine Ansicht weiterhin: „Es sind nicht nur unsere Kirchen, die leiden. Die ganze Bevölkerung leidet, ob es Christen oder Muslime sind. Der Krieg zwischen den beiden verfeindeten Parteien ist kein Religionskrieg. Es ist ein Machtkampf, ein Krieg um Reichtum. Wer diesen Krieg gewinnt, der wird reich werden. Er allein hat die Macht und den Zugang zu Reichtümern und Bodenschätzen.“
"Wir bleiben da, auch wenn es uns an den grundlegenden Dingen fehlt"
Die Kirche wolle weiterhin an der Seite der Menschen bleiben, erklärt Bischof Tombe im Interview: „Wir bieten weiterhin die Sakramente an, wir feiern Gottesdienst. Vor zwei Wochen konnte ich sogar einen Priester weihen. Wir bleiben da, auch wenn es uns an den grundlegenden Dingen fehlt. Wir möchten den Menschen helfen, wir wollen ihnen Mut machen.“ Trotz allem sei er optimistisch: „Eines Tages wird der Frieden kommen. Die Menschen werden frei sein, frei von Angst und Trauma.“
Yunan Tombe Trille Kuku Andali wurde 1964 in den Nuba-Bergen in der Region Süd-Kordofan geboren. Seit 2017 ist er katholischer Bischof der Diözese El Obeid, die zur Region Darfur (Sudan) gehört. Noch zu Zeiten des islamistischen Herrschers Omar al-Bashir (er regierte von 1993 bis 2019) terrorisierten die arabischen Reitermilizen der „Janjawid” die Menschen in Darfur. Hunderttausende mussten über die Grenze ins Nachbarland Tschad fliehen. Im jetzigen Krieg sind ehemalige Mitglieder der „Janjawid” zu den Anführern der „Rapid Support Force” (RSF) geworden. Die RSF kämpft gegen die reguläre Armee des Sudans um die Vorherrschaft und hat weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht.