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Nach Anschlag in Burkina Faso: Westafrika entfernt sich mehr und mehr vom Frieden


29. August 2024
Nach dem verheerenden Terroranschlag vom 24. August in Burkina Faso steht die Kirche vor Ort in ihrer Versöhnungsarbeit vor drastischen Herausforderungen. „Die Tendenz, dass internationale Konflikte verstärkt auch in Afrika ausgetragen werden, bringt nur noch zusätzliches Leid,“ betont missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber. „Wir müssen leider feststellen, dass die Region Westafrika mehr denn je vom Frieden entfernt ist. Vielmehr steht zu befürchten, dass weitere Anschläge dieser Art folgen werden, wenn es nicht gelingt, die handelnden Akteure zum Einlenken zu bewegen.“
© Jörg Böthling/missio München

Mit Entsetzen schildern Augenzeugen die Terrorangriffe von Barsalogho in Burkina Faso vom Samstag. Das internationale katholische Hilfswerk missio München steht in engem Kontakt zu den kirchlichen Partnern vor Ort.

 "Es ist der blanke Horror"

Aus der betroffenen Diözese Kaya berichtet der katholische Priester Alexis Ouédraogo: „Die Bilanz ist schrecklich, es ist der blanke Horror. Mehr als hundert Menschen wurden getötet. Jugendliche, ältere Menschen, Kinder, Babys, Menschen mit Behinderungen – alle Bevölkerungsschichten waren dabei. Das ist mit nichts zu rechtfertigen.“ Alexis Ouédraogo ist Direktor des katholischen Radiosenders „Notre Dame“ in der Diözese Kaya.

Der Terrorangriff ereignete sich am 24. August in der Gemeinde Barsalogho, als Dorfbewohner dabei waren, Verteidigungsgräben auszuheben, die sie vor Angriffen schützen sollten. „Obwohl Barsalogho 40 Kilometer von Kaya entfernt liegt, war die Schockwelle in der Stadt spürbar, da einige Krankenhäuser viele Verletzte aus Barsalogho per Hubschrauber aufnahmen. Die Bevölkerung von Kaya bekam durch die vielen Verletzten, die dorthin gebracht wurden, eine Vorstellung von dem Grauen. Dieses Massaker wird zweifellos bleibende Spuren hinterlassen und sich auf die Sicherheitslage auswirken, die unbedingt verbessert werden muss,“ berichtet Alexis Ouédraogo.

Neue Stufe der Bedrohung

Dass die Angriffe nahe der Stadt Kaya stattfanden, markiert eine neue Stufe der Bedrohung, denn bisher galt die Kleinstadt nördlich der Hauptstadt Ouagadougou als vergleichsweise sicher. „Aus diesem Grund hat die Stadt Tausende Binnenvertriebene (IDPs) aufgenommen, die anderswo vor den Terroristen geflohen waren,“ sagt Père Alexis. Doch die Bedrohung sei spürbar: „Es ist fast unmöglich, sich ohne militärische Begleitung weiter als fünf Kilometer aus der Stadt heraus zu bewegen. Um in bestimmte Orte wie Barsalogho zu gelangen, ist ein Konvoi mit militärischer Begleitung erforderlich.“

Internationales Aufsehen erregte die Entscheidung der 2023 gegründeten „Allianz der Sahelstaaten“ (Mali, Niger und Burkina Faso), sich von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich abzuwenden und mit neuen Partnern den Terrorismus zu bekämpfen. Alexis Ouédraogo sagt dazu: „Haben sie die richtige Wahl getroffen? Die Zukunft wird es zeigen. Die Realität vor Ort sieht ganz anders aus und das Blutbad in Barsalogho bestätigt dies. Niemand kann derzeit behaupten, dass die Rettung aus der Dreiecksbeziehung zwischen der Allianz der Sahelstaaten mit Russland und China kommen wird.“ Ein Großteil der Bevölkerung in Burkina Faso stehe aber nach wie vor hinter dieser Politik, sagt der Priester.

"Lösung des Konflikts nur aus Burkina Faso selbst möglich"

„Eine Lösung des Konflikts kann nur aus Burkina Faso selbst kommen“, betont missio-Präsident Monsignore Huber. „Die katholische Kirche und auch die muslimischen Gemeinden können hier eine wichtige Vermittlerrolle übernehmen, denn traditionell sind die Beziehungen zwischen den Religionen in Burkina Faso gut.“ Doch die Arbeit der Kirche werde durch die Sicherheitslage zunehmend erschwert, sagt Alexis Ouédraogo: „Aufgrund der ständigen Bedrohung wurden viele Pfarreien geschlossen und die Gemeinden können sich nicht mehr versammeln. Priester und Katechisten mussten aus den Gefahrenzonen abgezogen werden und in andere Gebiete umziehen.“

missio München fördert in Burkina Faso unter anderem Schulprojekte sowie Friedensprogramme zum Dialog zwischen Christen und Muslimen.

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