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Krieg in Ukraine schürt in afrikanischen Ländern Angst vor Hungersnot


23. März 2022
Angesichts des Krieges in der Ukraine treffen bei missio München Solidaritätsbekundungen und Friedensappelle aus den Partnerländern ein. „Das schreckliche Leid, der Tod von so vielen Unschuldigen und vor allem die oft hilflose Situation von Familien und Kindern in diesem Krieg machen unsere Projektpartnerinnen und -partner weltweit betroffen,“ erklärt Monsignore Wolfgang Huber, Präsident von missio München. „Mit ihnen zusammen verbinden wir uns mit den Menschen in der Ukraine im Gebet und der uns möglichen Solidarität.“
Sr. Geneviève aus Ruanda, Fr. Charles Indraku von Radio Pacis in Uganda, Fr. Charles Kitima, Generalsekretär der Tansanischen Bischofskonferenz

Die Folgen der Ereignisse in Europa sind auch ganz konkret in Afrika zu spüren. Stimmen von Projektpartnerinnen und Partnern von missio.

Tansania: Direkt von Preissteigerungen betroffen

3 2022 Tansania Charles KitimaFather Charles Kitima Foto: missio„Wir in Tansania sind schockiert, dass Kinder getötet, Schulen und Krankenhäuser attackiert und dass ein Land und seine Identität zerstört werden“, sagt Father Charles Kitima, Generalsekretär der Tansanischen Bischofskonferenz. Was noch betroffen macht ist die Tatsache, dass niemand dem schwachen Land beisteht und das starke Land daran stoppt, unschuldige Menschen zu töten. Russland als Aggressor kann machen, was es will. Das stimmt die Mehrheit der Menschen hier wirklich traurig.“ Es gebe die Möglichkeit zu verhandeln. Deshalb sollten die starken Länder in der Welt alles tun, um dem schwachen Land beizustehen. Der Krieg mache den Menschen in Tansania Angst. Zudem seien sie durch Preissteigerungen direkt betroffen, dazu komme die Befürchtung, dass Europa wegen der großen Menge an Flüchtenden aus der Ukraine nun die Ausgaben für andere Entwicklungsprojekte kürzen könnte.

Malawi: Sorge vor existenziellen Nöten durch stark steigende Preise

Die Sorge um die wirtschaftlichen Folgen treibt auch Father Henry Saindi, Generalsekretär der Bischofskonferenz von Malawi, um. „Die wirtschaftliche Lage ist bereits angespannt, da viele Malawier aufgrund der hohen Armut und der exorbitanten Preise für grundlegende Waren und Dienstleistungen, einschließlich Lebensmitteln, kaum ihre täglichen Grundbedürfnisse decken können. Der Anstieg der Kraftstoffpreise wird diese Situation nur noch verschlimmern.

Darüber hinaus sei Malawis Wirtschaft in hohem Maße von Importen abhängig, die entweder direkt aus Russland und Ukraine bezogen werden oder aus einem indirekt betroffenen Land wie Südafrika, das enge Handelsbeziehungen zu Russland führt. Die Existenz von Malawiern, die diese Waren vertreiben, sei daher stark gefährdet. Hinzu komme, dass Malawi für seine Landwirtschaft Dünger aus Russland beziehe, der sich nun verteuert. „Dünger ist für einen normalen malawischen Landwirt bereits teuer, und jede Preiserhöhung wird sich katastrophal auf die Ernte auswirken und zu Ernährungsunsicherheit und Hunger im Land führen.“ Dabei habe Malawi noch mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und des zerstörerischen Zyklons Ana zu kämpfen.

„Der Krieg in der Ukraine ist in Malawi allgegenwärtig“, sagt Father Henry Saindi. Einige glaubten, dass er zum Dritten Weltkrieg kommen könnte, andere fürchteten sich vor den zu erwartenden wirtschaftlichen Härten. „Angesichts all dessen bleibt den Malawiern nichts übrig als zu hoffen und zu beten, dass der Krieg bald beendet werde, bevor die Dinge noch schlimmer werden“, schließt er. „Die Kirche in Malawi hat den Aufruf von Papst Franziskus beherzigt, für das Ende des Krieges in der Ukraine zu beten und dem Dialog zum Durchbruch zu verhelfen.“ 

Uganda: „Russland muss zur Besinnung kommen“

Auch die Menschen in Uganda verfolgen das Kriegsgeschehen in Europa mit großer Sorge. „Für viele ist es ein Schock und überraschend, dass heutzutage Krieg, solch ein Konflikt, in Europa entstehen kann. Die meisten verurteilen den Konflikt und geben Russland die Schuld für die Invasion, die das Leben vieler unschuldiger Menschen gekostet hat“, sagt Father Charles Indraku, Leiter von Radio Pacis, ein Sender im Norden Ugandas, der für seine Versöhnungsarbeit ausgezeichnet wurde.

Das Statement von Father Charles Indraku in ganzer Länge sehen Sie hier:

Die Furcht, dass der Krieg sich ausweiten könnte, sei groß. „Uns ist bewusst, dass Länder wie Belarus Russland direkt unterstützen. Und wenn Nuklearmächte auf diese Krise reagieren, besteht die Gefahr eines Dritten Weltkriegs.“ Daneben seien auch in Uganda bereits direkte Auswirkungen in Form von Preissteigerungen zu spüren spüren, besonders bei Kraftstoffpreisen. „Das wird letztlich auch andere Rohstoffpreise beeinflussen, Preise von wichtigen Gütern. Und da Uganda ein Land ohne Zugang zum Meer ist, bedeutet das nichts Gutes.“ Und weiter: „Die Weltgemeinschaft muss diesen Krieg stoppen, und Russland muss zur Besinnung kommen. Wir beten, dass die russische Führung nicht zu Chemie- oder Nuklearwaffen greift, was zu einer Reaktion der anderen Nuklearmächte führen könnte.“

Ruanda: „Nukleare Bedrohung kann uns nicht gleichgültig lassen“

Mme Consolata, Kommission Frieden und Gerechtigkeit RuandaConsolata Baranyizigiye Foto: privat„Jeder Krieg ist schlecht, egal wo er stattfindet. Er wirkt sich auf alle Menschen aus, in ihrem Umfeld und in ihrer Gesamtheit“, sagt Consolata Baranyizigiye, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Kommission Justice et Paix in Ruanda. „Der Krieg in der Ukraine wird überall im Fernsehen, im Radio und in den sozialen Medien, am Telefon usw. diskutiert. Er schürt Ängste bei allen Menschen. Vor allem die nukleare Bedrohung durch Russland kann uns nicht gleichgültig lassen, die Auswirkungen wären immens.“ Eine weitere Sorge: Russland könne Vergeltungsmaßnahmen gegen Länder ergreifen, die für die Beendigung des Krieges gestimmt haben. Mit Blick auf die Flüchtenden aus der Ukraine hat die Partnerin rassistische Diskriminierungen von Schwarzen beobachtet. „Das ist eine Schande für die ganze Welt“, sagt Consolata Baranyizigiye.

Auch sie berichtet von steigenden Benzin- und Lebensmittelpreisen und befürchtet sogar Lebensmittelknappheit. „Alle Augen sind auf Russland und die Ukraine gerichtet und die wenigen verfügbaren Gelder werden dazu verwendet, diesen neuen Flüchtenden zu helfen. Andere schutzbedürftige Personen werden vergessen.“

Kenia: "Wir spüren die Folgen der Krise bis hierher"

„Was in der Ukraine geschieht, hat Auswirkungen auf alle, sogar auf uns in Kenia und in ganz Afrika“, sagt James Kimani Kairu, Priester der katholischen Diözese Eldoret in Kenia. „Wir spüren die Folgen der Krise bis hierher. Die Preise für Lebensmittel steigen, und die Menschen haben große Angst.“ Er fährt fort: „Wir rufen alle Verantwortlichen, besonders in Russland und in der Ukraine, zu Verhandlungen und zum Dialog auf, damit es Frieden gibt.“ Priester James Kimani Kairu äußerte im Gespräch mit einem Reporterteam von missio München, das sich vor Ort in Kenia aufhielt.

Nordostindien: Beten für ein Ende des Krieges

3 2022 Nordostindien Herman Wanniang FSTPater Herman Wanñiang Foto: Friedrich Stark„Wir alle fühlen uns schlecht und sind besorgt über den Krieg, der in der Ukraine stattfindet“, sagt Pater Herman Wanñiang aus Sohphoh, Meghalaya, in Nordostindien. „Es ist so traurig, von dem jüngsten Flüchtling, zwölf Tage alt, zu hören - was für ein Trauma für das Kind und die Eltern.“ Die Menschen in Deutschland hätten diejenigen, die in Not sind, willkommen geheißen. „Sie praktizieren wirklich im Sinne des Evangeliums: 'Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.' Wir beten weiterhin für den Frieden und das Ende des Krieges.“

Ruanda: Kinder beten für Kinder, die Opfer des Krieges

Erschütte3 2022 Ruanda genevieve lucianaSchwester Geneviève Foto: missiort zeigt sich auch Schwester Geneviève, Leiterin des Katechismus-Büro der Ruandischen Bischofskonferenz. „Alle Radio- und Fernsehsender zeigen schreckliche Bilder aus einem Land, das von seinen Brüdern zerstört wurde!“, schrieb sie. „Es ist wirklich schrecklich und beschämend. Wir denken besonders an die unschuldigen Kinder, die Opfer dieses Krieges sind ...“ Für diese beteten sie mit jungen Gläubigen. „Die Kinder bitten Jesus am Kreuz, die Kinder zu beschützen, sie beten für die Bekehrung der Übeltäter und Mörder, sie bitten um Frieden. Was in der Ukraine geschieht, ist die totale Entmenschlichung.“

missio-Präsident: "Menschheit insgesamt wird angegriffen"

missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber betont: „Diese weltweite Verbundenheit zeigt, dass es sich nicht nur um eine katastrophale Situation in Europa handelt, sondern dass die Menschheit insgesamt angegriffen wird. Für eine dauerhafte Lösung der Krise ist es daher wichtig, dass wir die weltweiten Auswirkungen dieses Krieges nicht aus dem Blick verlieren.“ In Zeiten der globalen Vernetzung sind auch die Menschen in Afrika abhängig vom Frieden in Europa. „Russland und die Ukraine gehören zum Beispiel zu den größten Weizenlieferanten vieler afrikanischer Länder“, sagt der missio-Präsident. „Außerdem sind viele junge Menschen aus Afrika als Gaststudenten in der Ukraine und werden jetzt plötzlich zu Flüchtlingen.“

missio München lädt alle Interessierten ein, Zeichen des Friedens und der Versöhnung zu setzen, etwa mit dem Ökumenischen Friedensgebet oder der Kunstaktion „Frieden leben“. Materialien und Impulse dazu sind erhältlich auf https://www.missio.com/friedensgebet-ukraine.

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