„Nach wie vor sind unerträglich viele Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Auch die schiere Zahl von Mädchen, die als Kinder verheiratet werden, ist erdrückend. Aber wir dürfen nicht aufgeben: Jedes einzelne Mädchen, jede einzelne Frau zählt“, sagt missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber anlässlich des Tages der Menschenrechte am Sonntag (10. Dezember).
Weltweit sind Schätzungen zufolge etwa 200 Millionen Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Etwa drei Millionen Mädchen – meist unter 15 Jahren – werden pro Jahr Opfer der grauenvollen Praxis.
Frauen sind Ehemännern oft körperlich und seelisch ausgeliefert
In vielen afrikanischen Ländern wird zudem die Kinderehe immer noch praktiziert – etwa im Norden Tansanias. Ein Grund dafür ist die bittere Armut der Herkunftsfamilien: Viele Eltern sehen sich gezwungen, ihre minderjährigen Töchter zur Heirat freizugeben, um einen Brautpreis zu erhalten. „Die Mitgift, meist in Form von Kühen, hilft der Familie zu überleben. Für die Mädchen ist die Ehe oft der Anfang einer persönlichen Hölle. Sie sind ihren Ehemännern körperlich und seelisch ausgeliefert“, sagt missio-Auslandsreferentin Luciana Borgna. Früh einsetzende und schnell aufeinanderfolgende Schwangerschaften gefährden die Gesundheit der jung verheirateten Mädchen, die nicht mit Hilfe ihrer Familie rechnen können.
Auch die durch tansanische Gesetzgebung eigentlich unter Strafe gestellte weibliche Genitalverstümmelung wird nach wie vor praktiziert: In der Diözese Musoma kämpft missio-Projektpartner Bischof Michael Msonganzila seit fast 15 Jahren gegen diesen unmenschlichen Initiationsritus. In einer Einrichtung namens Jipe Moyo finden die Mädchen, die der Genitalverstümmelung entgehen wollen, Schutz: "Die Arbeit der Schwestern dort ist für diese Mädchen ein Rettungsanker. Sie finden ein Zuhause und neue Lebensperspektiven", betont Luciana Borgna.
Betreuung und Ausbildung
Die Mädchen werden medizinisch versorgt und erhalten psychologische Betreuung. Die älteren werden in Berufsausbildungsprogramme für Tischlerei und Schneiderei vermittelt. Die Schwestern leisten außerdem Aufklärungs- und Präventionsarbeit, indem sie in Schulen und bei öffentlichen Veranstaltungen Familien für das Thema sensibilisieren und die Gemeinschaft über die Rechte von Kindern aufklären. „Es braucht einen langen Atem. Aber wir sehen einen langsamen Wandel der Mentalität“, sagt missio-Auslandsreferentin Luciana Borgna. „Und es ist immer ein Erfolg, wenn eine Mutter sagt: Nein, meine Tochter soll nicht dasselbe erleiden, was mir passiert ist.“
missio München unterstützt Bischof Michael Msonganzila und seinen Einsatz für die Mädchen und jungen Frauen in Tansania seit vielen Jahren. Wer helfen möchte: missio München – Hilfe für die Mädchen von Musoma