Frau von Luttitz, Sie kommen gerade aus Bhutan zurück.
Ein großartiges Land! Die Menschen dort sind sehr gläubig. Ich kam mit einem hohen Geistlichen, einem Lama, ins Gespräch. Er berichtete mir von seinem Friedensprojekt. Das ist für mich das wichtigste Ergebnis jeder Reise: Menschen kennenlernen, mich mit ihnen unterhalten, das gegenseitige Lernen. Als Christin inspiriert mich gerade der interreligiöse Dialog sehr.
Im vergangenen Jahr haben Sie gemeinsam mit missio auf den Philippinen Kinderschutzprojekte besucht.
Da standen natürlich andere Themen im Mittelpunkt, die mich nicht weniger beeindruckt haben. Die unermüdliche Arbeit der Organisation PREDA von missio-Projektpartner Pater Shay Cullen, die unter anderem gegen Zwangsprostitution und Sextourismus kämpft. Oder die Missionsbenediktinerinnen in Manila, ebenfalls langjährige Projektpartnerinnen von missio, die zum Beispiel Mädchen bestärken und ihnen eine qualifizierte Bildung ermöglichen. Diese Ordensschwestern sind zupackende und mutige Frauen! Soziale Projekte sind langfristig nur erfolgreich, wenn vor Ort ein stabiles Netzwerk besteht und viele zusammenhelfen. Ein wesentliches Merkmal der kirchlich getragenen Projektarbeit ist sicherlich, dass die engagierten Schwestern, Priester und Laien ganz selbstverständlich eigene Interessen zurückstellen und all ihre Kraft in den Dienst am Menschen stellen. missio-Projekte verbessern die Welt.
Eine Aufgabe, die Sie ab sofort als Patin für missio-Kinderprojekte unterstützen möchten. Woher kommt dieses Bedürfnis?
Soziales Engagement ist mir sehr wichtig. Schon als Kind hat mich die Frage nach Gerechtigkeit beschäftigt. Ich wuchs in einem bescheidenen Haushalt auf. Als ich zehn Jahre alt war, kam ich in Garmisch-Partenkirchen in das Internat der Armen Schulschwestern. Diese Zeit hat mich sehr geprägt. Mein erstes eigenes Geld habe ich verdient, indem ich leere Pfandflaschen zurückgetragen habe. Das Rückgeld durfte ich behalten. Bei den Schulschwestern galt das Gemeinschaftsgefühl sehr viel. Wir wurden früh darauf vorbereitet, uns für die Schwächeren in der Gruppe einzusetzen und sie zu unterstützen.
Rührt daher Ihre besondere Beziehung zu Projekten für Kinder?
Kinder liegen mir sehr am Herzen, und das nicht nur, weil ich Mutter bin. Sie sind unsere Zukunft. Aber sie sind wehrlos und haben keine Lobby. Geht es Kindern schlecht, empfinden wir das als besonders ungerecht und schmerzhaft. Darum unterstehen Mädchen und Jungen unserer ganz besonderen Fürsorge. Das habe ich in den Kinderschutzprojekten auf den Philippinen schonungslos erfahren müssen. Wenn Kinder nicht einmal mehr in ihren eigenen Familien sicher sind und auf der Straße oder zunehmend im Internet zum Missbrauch angeboten werden, ist das das erschütternde Ergebnis einer heftigen Armutsspirale. Die missio-Partner auf den Philippinen kämpfen vor allen Dingen mit Bildung gegen diese an. Das finde ich herausragend.
Prominentem Engagement wird immer mal wieder und gerne Geltungsdrang unterstellt. Treffen Sie solche Vorwürfe?
Als öffentliche Person steht man eher unter Beobachtung. Die Menschen beäugen kritisch, was man tut. Das ist auch in Ordnung. Ich finde, jemand, der über einen gewissen Bekanntheitsgrad verfügt, sollte immer eine Vorbildfunktion in der Öffentlichkeit wahrnehmen. Und ja, in diese Fall mache ich gerne von meinem Namen Gebrauch – auch als Ansporn für andere, um gemeinsam für eine gute Sache einzustehen. Ich nenne es eine Chance. Und diese will ich nutzen, gemeinsam mit missio als Projektpatin.
Warum ist missio für Sie der passende Partner?
Ich war mehrfach im Haus der Weltkirche zu Besuch und hatte dort gute Gespräche mit dem ganzen Team. Wesentlich waren dann die ersten Projektbesuche auf den Philippinen, wo ich erleben durfte, wie Projektpartner vor Ort arbeiten und wie missio-Projekte wirken. Wir haben auch bei den äußerst gastfreundlichen Partnern gewohnt, nicht in irgendwelchen Hotels. Das alles war sehr wichtig für mich, denn ich muss sehen und verstehen, wovon ich später bei Veranstaltungen oder auch im Fernsehen erzählen werde. Und ich darf sagen, dass mich Ideen und Umsetzung einer ganzheitlichen und damit nachhaltigen Projektarbeit wirklich überzeugt haben. Ich habe dort sehr dankbare Kinder kennengelernt, die mit großartiger Hilfe auf dem Weg zurück in ein geschütztes und geordnetes Leben sind. Den Menschen ihre Würde zurückgeben – mit diesem Kernsatz von missio kann ich mich sehr identifizieren.
Welchen Anteil hat dabei der kirchliche Hintergrund?
Dass missio ein kirchlich getragenes Hilfswerk ist, ist mir persönlich sehr wichtig. Ich bin katholisch erzogen und geprägt. Kirche bedeutet mir viel und mein Glaube ist ein wesentlicher Bestandteil meines Alltags, zum Beispiel durch den täglichen Impuls aus dem Buch ‚Das Wort Gottes für jeden Tag‘, das immer hier auf meinem Küchentisch liegt.
Im Juli steht für Sie der nächste Projektbesuch an. Sie fahren mit missio nach Äthiopien, in das diesjährige Beispielland zum Monat der Weltmission im Oktober.
Und ich bin schon sehr gespannt darauf, denn Afrika ist – bis auf eine kurze Reise vor zwei Jahren – Neuland für mich. Ich habe aber schon alle Unterlagen zum Projekt hier und mich eingelesen. Wir werden dort mehrere Schulspeisungsprogramme am Stadtrand von Addis Abeba unterstützen. Kinder erhalten dort ein warmes und gesundes Mittagessen. Das Besondere ist, dass die Mütter ein wesentlicher Bestandteil des Projekts sind. Sie lernen in Fortbildungen alles rund um ausgewogene Ernährung und übernehmen die Zubereitung der Mahlzeiten. Der Zustand der oftmals mangelernährten Kinder stabilisiert sich. Auf diese Weise können sie in der Schule etwas leisten. Und die Mütter haben eine Arbeit. Ein ganzheitliches Konzept.
Was ist für Sie das Ziel der Reise?
Ich will den Menschen hier davon berichten, was ich gesehen habe und für die wichtige Arbeit der missio-Partner vor Ort werben. Eine Mahlzeit für ein Kind kostet umgerechnet 77 Cent. Von diesen 77 Cent brauchen wir am Ende möglichst viele, damit das Projekt weitergehen kann. Aber zunächst einmal möchte ich in die Slums von Addis Abeba fahren und dort den Kindern helfen und sie unterstützen. Wir werden natürlich auch gemeinsam gefülltes Fladenbrot essen.